Thursday, May 10, 2012

Hier Alles Gute

Als ich an der Kirche ankomme, steht Verliebtheit davor.
Ich: Warum sie nicht 'rein ginge? Und: Wer sie sei?
Sie: Dass sie die Verliebtheit von M+J sei,
dass die beiden so dermaßen viel Verliebtheit hätten,
dass unmöglich alles davon in die Kirche passe
und dass sie der Teil sei, der nicht mehr rein geht
und deswegen hier stehe.
Gelangweilt schaut sie sich um;
sie wäre lieber drinnen,
zwischen zwei Händchen
und in zwei Blicken.

Ob ich eine rauchen möchte.
Nein, sage, ich, verwirrt doch ergriffen,
ich bin eh schon spät dran.
Ich gehe rein, betrete die Kirche zum ersten Mal und,
Leute, 
die Kirche ist riesig,
hier hätte ein Di-no-sau-ri-er 'reingepasst.
Locker.

Dann, beim Essen und Bootfahren:
Kuss hier, Kuss da,
alberne Küsse,
Überraschungsküsse,
große Küsse,
ein Kuss, DER SO REDET
und ein Kuss, der schüchtern auf der Wange landet.
Dazwischen ein Schluck JimBeam-Cola,
dann gleich wieder ein Kuss,
denn, hey, 
Speicherstadt, Schiffe, Hafen, Konfirmationen kommen und gehen,
aber was bleibt, ist der Kuss.

Der Kuss aus dem Nichts, aus Berlin höchstens.
Obwohl, eher aus Hamburg bei ihm.
Bei ihr ja auch, eigentlich.
Liebe in Lippenform,
gegen die Nacht, gegen die Traurigkeit.
Liebe wie eine Kerze bei Sturm und siehe:
Sie geht nicht aus.

Als ich mich doppelt umarmt verabschiede,
brennen sie fast: Liebe im Hotelhafenhamburg;
Liebe wie ein Steppenfeuer:
Funken schweben in der Luft.
Ich schaue genauer hin: Es sind Elfen,
Engel, vielleicht.

Mit ihm eine rauchen, am Fenster.
Eine erbarmungslos geplünderte Minibar.
Der Apfel aus Eden ungepflückt an der Wand.
Sie, bäuchlings auf dem Bett,
glucksend vor Glück.

Wednesday, May 9, 2012

Stimmte die Natur

Ich hieß die Bäume über Deinen Schlaf zu wachen.
Ich hieß die Felder, Dir Bett zu sein.
Darin der Mohn, war mein Gedächtnis.
Verstohlen schlich sich die Nacht
um Deine Träume.


Ich zwang
sie, Dir
nie-nichts
zu tun.

Spalte einen Holzscheit, kaminnah:
ich bin darin.
Hebe einen Stein am Wegrand auf:
Du findest mich.
Ich werde Dich suchen
wie das Ende den Kuss
und im Morgengrauen liegen,
waldgrün wie ein Kind.

Saturday, February 25, 2012

Sunday, December 4, 2011

Die Tücke des Subjekts III - Heidegger, my love

Zizek, Slavoj: Die Tücke des Subjekts. 
Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft. Frankfurt a. M. 2001.
1. Auflage.

S. 16 Gemeinhin wird die Heideggers Dekonstruktion der Metaphysik (insbesondere die der Subjektivität) als wichtiger philosophischer Fortschritt anerkannt. Zizek weist unter Bezugnahme auf Habermas darauf hin, dass dies die Widerstandsmöglichkeiten des Subjekts untergräbt und letztlich in den totalitären Schrecken des 20. Jahrhunderts mündet.

S. 17 Heidegger beruft sich in seiner Dekonstruktion auf Nietzsche. Dieser habe bereits den sich als Zentrum des Universums setzenden Menschen als Wahn und Unsinn kritisiert, sei dabei (so Heidegger so Zizek) immer noch "im Horizont der cartesianischen Subjektivität verblieben".

S. 23 Heidegger selbst würde sagen, dass er nicht über Politik spricht, sondern über Metaphysik, ein denkbar unpolitisches Thema. Doch laut Zizek funktioniere Ideologie immer darüber, dass sie auf einen nicht-ideologischen Kern verweise. Dieser (im Falle Heideggers: die Metaphysik des Subjekts) sei geradezu der Motor* der Ideologie. 

S. 25  Heidegger zufolge ist die existierende Welt keine Wohnstatt des Menschen, kein Zuhause und keine Heimat. Die Subjektivität des Menschen, der spezifische Zustand seines Seins in der Welt ist der des "Aus-den-Fugen-seins", des "Abgrunds" und "Herausstands". Daher schließen sich Exzess und Alltagswelt nicht aus, im Gegenteil: Die Alltagswelt ist die exzessive Entscheidung dafür, als Mensch, ex-zentrisch, zu leben.
S. 27 Das Problem bei Heidegger sei nur, so Zizek, dass dieser ignoriere, dass man die jeweils eigene Art der Exzentrizität nicht frei wählen kann, sondern immer in bestimmten, festgelegten sozialen System verankert ist (das, was Lacan "das Symbolische" nennt).  

*
mein Ausdruck - A.G.R. 

Die Tücke des Subjekts II - Genuss und Autorität

Zizek, Slavoj: Die Tücke des Subjekts. 
Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft. Frankfurt a. M. 2001.
1. Auflage.

S. 10 Das Gesetz des Vaters sei der Garant des Genusses. Ohne die autoritäre Stimme in der Welt könne es keine Lust geben; dies behauptet Zizek mit Verweis auf Lacan. Der Preis für das gegenwärtige prinzipielle in Frage stellen jeder Autorität sei daher nicht der Verfall der Sitten, sondern die Abnahme der Genussfähigkeit. Daher auch Zizeks Sympathie für den Katholizismus. 

Die Tücke des Subjekts I - Cogito

Zizek, Slavoj: Die Tücke des Subjekts.
Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft. Frankfurt a. M. 2001.
1. Auflage.


S. 8 Es ginge nicht darum, zu einem vor-kritischen Begriff von Subjekt zurückzukehren: Einem sich selbst transparenten, klar abgegrenzten, innerem Ich oder Ich-Kern. Das Ziel des Buches ist vielmehr, die verborgene, vergessene, verdrängte exzessive Seite des cartesianischen Subjekts herauszuarbeiten. S. 10  Auf Heidegger und auf Kant zurückgreifend, macht Zizek in der Einbildungskraft ebendieses exzessive Moment des Cogito aus.