Man muss lange überlegen, bis einem etwas einfällt, das kein Zeichen ist (Werbung in der Post, Zahnschmerzen, Tapetenmuster). Und zerrinnt es, kaum dass man länger den Blick darauf richtet: Alles ist ein Zeichen (und sei es für Konsumobssesion, die Materialität des Menschen und seine abnehmende Bissigkeit - und wer kann garantieren, dass man im Tapetenmuster, systematisch suchend, nicht doch eine Botschaft fände?).
Sobald der erste nackte Affe sprechen konnte, sprachen die Dinge zurück: Alles murmelt.
Jeder Gegenstand, an dem ich auf dem Weg vom Aldi in die Bibliothek vorbeifahre, kann mir etwas mitteilen, wenn ich ihm zuhören will. Nicht nur Plakate, die auf Konzerte und Konzerne verweisen, sondern auch Bäume ("Sprich mir vom Alter, Bruder Baum"), Straßen ("Geh mit mir, Weg"), Wolken ("Der Schlittschuhläufer auf einem gefrorenen Himmel hinterlässt eine Schrift im Wolkenalphabet") und Zivilisations-Krimskrams.
Chaos, Information-Overkill, nah an Schizofrenie. Wie also sinnvoll Zeichen setzen?
Das Gegenteil von Information ist nicht Unordnung, sondern Zufall. Indem man die primären (grundsätzlichen, zB "Sonne bedeutet Stärke", im Gegensatz zu sekundären Zeichen, zB "Sonnenfinsternis bedeutet Schwächeanfälligkeit") Zeichen mit einer zufälligen Bedeutung belegt, überlistet man das unendliche Murmeln der Symbole. Zufällig, ohne mir etwas dabei zu denken, lege ich fest, dass die Zahl 2 für den Mann steht und die Zahl 3 für die Frau.
Daher ist der Vorwurf gegenüber der katholischen Kirche, sie halte an zufälligen und/oder historisch gewordenen Riten und Symbolen fest, falsch: Genau dadurch, dass sie das tut, macht sie ebendiese Zeichen für den Menschen heilig. Für Gott ist das Kreuz kein heiligeres Sinnbild als ein Dreieck oder das Batman-Symbol.
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