Wednesday, September 9, 2015

Neidische Engel

Die Ulam-Spirale.
Alles ist endlich. Stell Dir eine unendliche Linie vor, zum Beispiel den Zahlenstrahl der ganzen Zahlen, und parallel dazu darunter einen endlichen Abschnitt.
Beziehungen enden, Menschen sterben, Drogen befriedigen nicht mehr. Danach gibt es noch ein Flimmern, ein Echo, ein Rauschen, aber das ist nicht real, sondern wie Signalfahnen auf der Mauer einer verlassenen Burg: Wenn der Wind weht, flattern sie mit, aber sie signalisieren nichts mehr.
Dies ist ein wesentlicher Bestandteil der Welt, er macht einen Teil der Essenz der Welt aus.

Aber was ist das Gute an der Endlichkeit?

Endlich zu sein, macht frei. Das ist der große Vorteil der Endlichkeit.
Stell' Dir vor, Du wärst ein Schlüsselmacher und Du würdest eines Tages, vielleicht aus Versehen, den perfekten Schlüssel herstellen. Der perfekte Schlüssel: Er ist wunderschön und öffnet jede Tür. Dann wäre Deine Schlüsselmacherei vorbei: Ab jetzt wärst Du gezwungen, nur noch den perfekten Schlüssel herzustellen (denn wenn es ihn gibt, dann wäre jedes sich-mit-geringerem-zufrieden-geben schäbig).
Nur dadurch, dass Du nicht den perfekten Schlüssel herstellen kannst (oder wirst), bist Du frei, ein Schlüsselmacher zu sein. Wesen, die diese Endlichkeit nicht haben, Engel und Roboter, beneiden uns, Menschen, darum.

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